Zahnfleischerkrankungen und Diabetes
"Die Verbindung zwischen Mundgesundheit und systemischer Gesundheit ist bidirektional; systemische Erkrankungen, vor allem Stoffwechselstörungen, beeinflussen die Mundgesundheit, und es scheint, dass die Mundgesundheit auch die systemische Gesundheit beeinträchtigen kann."
(Diabetes Mellitus: Betrachtungen für die Zahnmedizin
Srividya Kidambi und B. Patel J bin Shailendra Dent Assoc 2008; 139; 8 s-18 s)
Die Verbindung zwischen Diabetes und parodontalen Erkrankungen wird dank Fortschritten in der klinischen Forschung immer mehr verstanden. Diabetes ist als chronische Krankheit in den meisten Bevölkerungen der Welt weit verbreitet, weshalb Zahnärzte auch häufig in Kontakt mit Patienten kommen, die unter einer solchen Erkrankung leiden.
Wissenschaftliche Beweise
Es ist heute weitgehend anerkannt, dass Menschen mit Diabetes eine besonders akribische Mundpflege benötigen. Zahnärzte werden dazu angehalten, eine aktive Rolle bei der Identifizierung potentieller Risiken dieser Erkrankung einzunehmen. Neueste Forschungsergebnisse heben Folgendes hervor:
- Früher wurde angenommen, dass Diabetiker zu einer höheren Inzidenz und einem höheren Schweregrad der Parodontitis tendieren. Neuere Studien zeigen allerdings, dass das Gegenteil der Fall zu sein scheint: Eine erhöhte Prävalenz von Diabetes bei Patienten mit Parodontitis.
- Laut der Europäischen Föderation für Parodontologie (EFP) beeinträchtigt schwere Parodontitis den glykämischen Index bei diabetischen und prädiabetischen Patienten.
- Je nach Schweregrad der Parodontitis neigen Diabetiker eher zu Komplikationen.
- Neue Forschungsergebnisse deuten auf ein erhöhtes Diabetes-Risiko für Patienten mit schwerer Parodontitis hin.
Wie Zahnärzte helfen können
Die Europäische Föderation der Parodontologie (EFP) hat Leitlinien für Zahnmediziner zur Behandlung von Parodontalerkrankungen in Bezug auf Allgemeinerkrankungen entwickelt. Die Ratschläge zu Diabetes und zur Rolle der Zahnärzte haben wir nachfolgend für Sie zusammengefasst.
- Zahnärzte können eine aktive Rolle in der Prävention von Diabetes spielen.
- Patienten, die unter Diabetes leiden, sollten regelmäßig auf parodontale Erkrankungen untersucht werden.
- Zahnärzte sollten ihre Patienten nach Anzeichen und Symptomen eines undiagnostizierten oder nicht optimal eingestellten Diabetes untersuchen und wenn nötig, zum Allgemeinmediziner überweisen.
- Patienten mit Typ 1-, Typ 2- und Gestationsdiabetes (GDM) sollten eine umfangreiche zahnmedizinische Untersuchung erhalten, die auch eine parodontale Befunderhebung beinhaltet. Auch wenn zunächst keine Parodontitis diagnostiziert wird, empfiehlt sich eine jährliche Kontrolle.
- Randomisierte klinische Studien zeigen immer wieder, dass mechanische Parodontaltherapien nach 3 Monaten einen Rückgang von ca. 0,4 % des HbA1C bewirken (glykiertes Hämoglobin, welches die durchschnittlichen Blutzuckerwerte identifiziert). Dies entspricht dem Hinzufügen eines zweiten Medikaments bei einer pharmakologischen Behandlung von Diabetes.
- Eine gute zahnärztliche Versorgung und optimale Mundhygiene könnten die Erfolge in der Behandlung von Diabetes reflektieren. Eine Einschätzung der Diabetesbehandlung könnte möglicherweise Zahnärzten den Erfolg der zahnärztlichen Behandlung voraussagen.
- Diabetes-Patienten mit offensichtlichen Anzeichen und Symptomen für Parodontitis, einschließlich lockerer Zähne, die nicht im Zusammenhang mit Verletzungen stehen und/oder gingivalen Abszessen, benötigen schnell eine parodontale Untersuchung und Behandlung.
- Eine Aufklärung über die Mundgesundheit sollte von Zahnärzten für alle Patienten mit Diabetes angeboten werden.
- Patienten mit Diabetes sollten darüber informiert werden, dass das Parodontitis-Risiko durch einen schlecht eingestellten Diabetes erhöht wird.
- Patienten müssen darauf hingewiesen werden, dass eine Parodontitis die richtige Einstellung des Blutzuckerspiegels möglicherweise erschweren kann. Zudem kann sie zu einem höheren Risiko für Komplikationen, wie z.B Herz-Kreislauf- und Nierenerkrankungen führen.